Hermann Runge
Hermann Runge wurde 1902 im niederschlesischen Konradsthal bei Waldenburg geboren. Der Vater verunglückte 1909 als Bergmann tödlich. Die Mutter und ihre beiden Söhne kamen 1913 als Wirtschaftsflüchtlinge ins aufstrebende Meerbeck.
Hermann Runge ist zunächst als Hauer im Bergbau beschäftigt und macht zwischen 1917 und 1920 eine Ausbildung zum Schlosser und Schmied. In diesem Beruf arbeitet er bis 1931 auf dem Rheinpreußen-Schacht IV in Moers-Hochstraß.
Bereits im Alter von 17 Jahren wird er ehrenamtliches Mitglied in der Metallarbeiter-Gewerkschaft, mit 18 Jahren tritt er der Sozialdemokratischen Partei bei. Mit 19 wird er Vorsitzender der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) im Unterbezirk Moers.
Im März 1929 heiratet Hermann Runge die ebenfalls in der Sozialistischen Arbeiterjugend aktive Wilhelmine Holtappels.
Während der Weltwirtschaftskrise in Deutschland kämpft die SAJ gegen die sich formierenden Nazis und mit ihr Hermann Runge im sogenannten „Reichsbanner“. Diese Organisation war bereits seit 1925 bemüht, die gefährdete Republik zu verteidigen, insbesondere gegen den Terror der Naziorganisationen SA und SS. Gleichzeitig engagiert sich Hermann Runge in der kommunalen Selbstverwaltung. 1929 wird er in den Gemeinderat von Repelen-Baerl und den Moerser Kreistag gewählt.
1931 wird Hermann Runge hauptamtlicher SPD-Parteisekretär in Moers, zur gleichen Zeit verliert er seine Arbeitsstelle. Noch bevor die SPD im Juni verboten wird, tut er sich im Mai mit anderen aus der SAJ und dem „Reichsbanner“ zusammen, um einen illegalen Widerstandskreis aufzubauen, der bis Mai 1935 tätig ist.
Hermann Runge gilt als Leiter des sozialdemokratischen Widerstands am Niederrhein. Er findet Arbeit als Brotfahrer in der Hamborner Brotfabrik „Germania“. Innerhalb eines Kontaktnetzes von Hunderten von Personen, vor allem in den Arbeiterkolonien, werden getarnte Schriften verteilt, Informationen ausgetauscht und Fluchthilfe geleistet.
Später überlebt Hermann Runge die Folter auf der Dortmunder „Steinwache“ (heute ein Widerstandsmuseum), 1936 einen Prozess mit drohender Todesstrafe, neun Jahre Haft und die Einweisung in ein KZ. Glücklicherweise ließ der damalige Zuchthausdirektor in Lüttringhausen die Häftlinge korrekt behandeln und schützte sie bei Kriegsende vor der SS.
Nach der Befreiung von der Naziherrschaft 1945 durch die Alliierten und die Rote Armee wirkt Hermann Runge aktiv bei der Gründung der SPD-Ortsvereine, der Falken-Jugend und der Arbeiterwohlfahrt mit und wirkt im Kreistag, im „Parlamentarischen Rat“ und im Bundestag mit.
1948 wird er von seiner Partei für den Parlamentarischen Rat nominiert, der in schwierigsten Nachkriegszeiten das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland erarbeitet. Diese freiheitlich-demokratische Verfassung ist bis heute Grundlage unseres friedlichen und stabilen politischen Zusammenlebens. Sie sichert den Schutz der Menschenwürde, das Grundrecht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit, den Schutz von Minderheiten und das Grundrecht auf Asyl.
Weitere Informationen
Eröffnung der Hermann Runge Wand
Gedenken an unseren Namensgeber
11.12.2020 Vor 84 Jahren wurde unser Namensgeber, der Moerser Widerstandskämpfer Hermann Runge, von einer eigens nach Düsseldorf angereisten Kammer des Volksgerichtshofes zu neun Jahren Zuchthaus verurteilt. Eineinhalb Jahre nach der Verhaftung wurden Hermann Runge...