Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10T1 haben am Tag der Befreiung Produkte erstellt, um den Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken. Die folgende Rede haben Sie an die Schulgemeinschaft gerichtet:

Liebe Schülerinnen und Schüler,

heute stehen wir hier, um den Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken – an einem Tag, der sich zum achtzigsten Mal jährt. Acht Jahrzehnte liegen zwischen uns und jenen Jahren, in denen ein verbrecherisches Regime 17 Millionen Menschen entrechtete, verfolgte und ermordete. Doch die Zeit darf unsere Erinnerung nicht verblassen lassen. Im Gegenteil, sie verpflichtet uns zu gedenken.
Wir gedenken heute den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die entrechtet, deportiert und ermordet wurden. Wir gedenken den politisch Verfolgten, den Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, den Menschen mit Behinderungen, den Homosexuellen und vielen weitere Gruppen – all jenen, die dem nationalsozialistischem Terror zum Opfer fielen, weil sie nicht in das Bild einer menschenverachtenden Ideologie passten.
Hinter den Zahlen – 6 Millionen ermordete Juden, Hunderttausende weitere Opfergruppen – stehen Namen, Gesichter, Schicksale, Familien, die ausgelöscht wurden. Kinder, die niemals erwachsen werden durften. Menschen, deren einzige „Schuld“ darin lag, zu sein, wer sie waren.
Es ist unsere Verantwortung – als Nachgeborene – die Erinnerung an diese Verbrechen wachzuhalten. Nicht, weil wir Schuld tragen, sondern weil wir Verantwortung tragen. Verantwortung dafür, dass so etwas nie wieder geschieht. Verantwortung dafür, dass Ausgrenzung, Hass und Antisemitismus keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.
Heute, 80 Jahre später, erleben wir, wie antisemitische Parolen  wieder laut werden, wie rassistische Hetze alltäglich zu werden droht. Deshalb ist dieses Gedenken kein Akt der Vergangenheit – es ist ein Auftrag für Gegenwart und Zukunft.
Gedenken bedeutet nicht nur Erinnerung. Es bedeutet auch hinzusehen, zu widersprechen, Haltung zu zeigen – überall dort, wo Menschen wegen ihrer Herkunft, Religion oder Überzeugung angefeindet werden.
Lasst uns gemeinsam innehalten. Trauern. Erinnern. Und ein Versprechen erneuern: nie wieder!