Beitrag einer Schülerin aus dem Projektkurs Geschichte Q1 (Elle)
DIE FRAGE
Manchmal frage ich mich:
War er wie wir
und lebte hier?
Und dann frage ich mich,
wenn ich durch unsere Straßen geh
Ging er eins dort, wo ich jetzt steh?
Und dann frage ich mich
Ist er tatsächlich fort,
vielleicht sogar an einem bessren Ort?
Und manchmal zweifel ich:
Ist diese Welt nicht wunderlich?
Und dann zweifel ich
Wenn ein Mensch einen anderen lässt leiden,
wozu in Menschlichkeit verkleiden?
Und dann zweifel ich:
Wenn jeder etwas Liebe schickt,
warum die Welt in Hass erstickt?
Und manchmal grübel ich:
Wie kann ich handeln,
um all die Missstände zu wandeln?
Und dann grübel ich:
Denn was die Nachrichten senden,
mag keine Hoffnung spenden.
Und dann grübel ich:
Denn all dies Unrecht wird nie enden,
wenn wir nicht selbst es wenden.
Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/24/Stolperstein_Moers.jpg
Katharina Wöllenweber Heinrich Laakmann
Gemeinsam Gesicht zeigen – die drei Moerser Gesamtschulen erinnern an den Tag des Gedenkens
an die Opfer des Nationalsozialismus am 27.01.2021
Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit kann auf unterschiedlichste Weise erfolgen. Das Gedicht “Die Frage” von einer Schülerin der Hermann-Runge-Gesamtschule aus dem Projektkurs Geschichte der Q1 steht dabei nicht nur stellvertretend für die Aufarbeitung von Verfolgung und Unterdrückung der Namensgeber der Moerser Gesamtschulen.
Bereits im dritten Jahr arbeiten die drei Moerser Gesamtschulen anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zusammen und möchten sich stark machen gegen das Vergessen. Die drei bzw. vier Namensgeber der Schulen, Hermann Runge, die Geschwister Scholl und Anne Frank waren Opfer des NS-Regimes.
Mit den gemeinsamen Veranstaltungen möchten die drei Schulen nicht nur Gesicht gegen Rassismus und Unterdrückung zeigen, sondern auch ein Zeichen für ein Miteinander mit Respekt und Courage setzen. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema soll die Schülerinnen und Schüler immer wieder dafür sensibilisieren, dass das Leben in einer freien Demokratie nicht selbstverständlich ist.
Schon vor den engeren Beschränkungen der Coronaschutzverordnungen rückten die in Moers verlegten Stolpersteine in das Zentrum der Planungen. Stolpersteine erinnern an einen Menschen, der Opfer der nationalsozialistischen Diktatur geworden ist. Die kleinen Messingquadrate werden in der Regel vor der letzten selbst gewählten Wohnstätte in das Pflaster des Bürgersteigs eingelassen. In Moers wurden bis jetzt 110 Stolpersteine verlegt, über die Passanten „stolpern“ und deren Inschrift sie lesen, und so auf das Schicksal der Menschen aufmerksam gemacht werden, die diesen Ort gegen ihren Willen verlassen mussten und ermordet wurden oder in den Freitod flüchteten.
Angedacht war die inhaltliche und emotionale Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit den Moerser Opfern, denen ein Stolperstein gewidmet ist. Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Jahrgängen der drei Gesamtschulen haben sich zum Ziel gesetzt, den Moerser Opfern „ein Gesicht zu geben”. Sie beschäftigten sich mit den Biographien der betroffenen Moerser Bürger und entwarfen Steckbriefe, die in der Stadt den Bürgern präsentiert werden sollten. Aber auch die emotionalen Erfahrungen bei der Bearbeitung des Themas fanden in den Präsentationen ihren Niederschlag.
Die Schulen haben immer wieder versucht die Planungen dem Pandemiegeschehen anzupassen, aber die neue Coronaschutzverordnung lässt zurzeit keinen Spielraum mehr für eine Präsentation der Ergebnisse im öffentlichen Raum zu.
Der Umgang mit kultureller Vielfältigkeit und Meinungsfreiheit sollte unser höchstes Gut sein, für das wir eintreten und in den Schulen vermitteln und auch leben. Deshalb sollen die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler zu einem späteren Zeitpunkt, sobald die Entwicklungen es zulassen, den Moerser Bürgern zugänglich gemacht werden.